Die Kalkulation im Handwerk ist besonders. Grund hierfür ist, dass der größte Kostenblock in den Perersonalkosten bestehen.
Im Artikel wird beschrieben welche Fakltoren zu berücksichtigen sind und es werden Beispiele hierfür gezeigt.
Kalkulation für Handwerksbetriebe
Aufbau des Artikels
- Abgrenzung gegenüber anderen Kalkulationen
- Stundenverrechnungskalkulation
- Auftragskalkulation
- Merkmale der Kalkulation
Abgrenzung gegenüber anderen Kalkulationen
Es gibt für jede Branchen unterschiedliche Kalkulationsschemen. Handwerksbetriebe benötigen ein separates Kalkulationsschema. Der Grund hierfür ist, dass hier die Leistung der Ausführung im Vordergrund steht. Für die bezogenen Vorprodukte sind die Preise fix, es können nur noch Zuschläge darauf berechnet werden.
Stundenverrechnungskalkulation
Der Hauptkostenblock für die Kalkulation im Handwerk sind die Personalkosten.
Generell werden diese wie folgt berechnet:
Personalkosten = Arbeitsstunden x Stundenkosten
Das Hauptproblem bei dieser Rechnung liegt bei den Stundenkosten. Ziel ist es alle anfallenden Kosten in den Stundenverrechnungssatz einzubeziehen.
Definition Stundenverrechnungssatz:Der Stundenverrechnungssatz ist der Preis, der dem Kunden je
geleisteter Stunde in Rechnung gestellt wird. Hierbei sind alle relevanten Kosten des Betriebes in den Stundenverrechnungssatz einzubeziehen.
Die Berechnung des Stundenverrechnungssatzes sieht wie folgt aus:
Summe der Betriebskosten
./. Summe der möglichen jährlichen Arbeitsstunden
= Stundenverrechnungssatz
Ermittlung der Betriebskosten.
Zunächst müssen Sie alle Kosten, Aufwendungen und Belastungen zusammentragen, die letztlich durch den vom Kunden zu zahlenden Stundensatz finanziert werden sollen. Diese Gesamtkosten bestehen aus nachfolgenden Einzelkosten.
- Löhne, Gehälter
- Personalnebenkosten, Sozialabgaben
- Miete und Mietnebenkosten
- Büro- und Verwaltungskosten
- Kosten für Reisen, Marketing und Werbung
- Kfz-Kosten
- Kosten für Mietleasing
- Reparaturen und Instandhaltung
- Abschreibungen
- Versicherungen & Abgaben
- Betriebliche Steuern
- Finanzierungskosten
- Sonstige Ausgaben (bspw. Kosten der Warenabgabe)
- Forderungsverluste
- Kalkulatorischer Unternehmerlohn
= Gesamtkosten des Unternehmens p.a.
Summe der möglichen Jahresarbeitsstunden
Hierzu wird zunächst die zu berücksichtigende Arbeitstage p.a. ermittelt
– Samstage und Sonntage p.a.
– Anzahl Feiertage p.a.
– Anzahl Urlaubstage p.a.
– Ausfalltage durch Krankheit o.ä.
– Ausfalltage für Messen o.ä.
= tatsächliche Arbeitstage (Nettoarbeitstage) p.a.
Ausgehend von der Anzahl der Arbeitstage werden nun die Arbeitsstunden p.a. berechnet. Legt man beispielsweise 9 Stunden pro
Arbeitstag, beträgt die Jahresstundenzahl = Arbeitstage x 9
Zuschläge zum Stundenverrechnungssatz
Die Zuschläge sind erforderlich, da Unernehmen Gewinne erzielen möchten. Zudem ist die Umsatzsteuer sowie evtl. andere Steuerarten zu zahlen. Viele Kunden verlangen Rabatt und Skonto, diese Faktoren sind in die Ermittlung des Stundenverrechnungssatzes einzubeziehen
Zuschlagsschema:
Stundenverrechnungssatz (netto)
+ Gewinnzuschlag (in %)
+ Skonto, Rabatt, Bonus (in %)
= Verrechnungsstundensatz netto
+ Umsatzsteuer (in %)
= Stundenverrechnungssatz (brutto)
Beispiel für die Ermittlung des Stundenverrechnungssatzes.
Die Gesamtkosten p.a betragen 90.000 Euro
Jährliche Arbeitsstunden-Berechnung
Hierbei wird die Jahresarbeitszeit für einen Mitarbeiter zugrundegelegt.
|
Bezeichnung |
Tage |
|
Kalendertage |
365 |
- |
Samstage u. Sonntagage |
104 |
- |
Feiertage |
11 |
- |
Urlaubstage |
20 |
- |
Sonstige Ausfalltage |
2 |
- |
durchschnittl. Krankheitstage |
5 |
= |
Anwesenheitstage |
223 |
x |
Stunden pro Arbeitstag |
9 Std. |
= |
Anwesenheitsstunden pro Jahr |
2007 Std. |
Gesamtkosten 90.000 Euro
./. Jahresstunden 2007
= Stundenverrechnungssatz 44,84 (Netto)
Der Bruttostundenverrechnungssatz ergibt sich durch die jeweiligen Zuschläge.
Auftragskalkulation
Hierbei geht es darum den Interessenten den Angebotspreis zu ermitteln. Maßgebende Faktoren für die Angebotsermittlung sind folgende Faktoren:
- Materialkosten
- Arbeitskosten
- sonstige zusätzliche Kosten
Aus diesen drei Faktoren ergibt sich die Angebotskalkulation.
Kalkulationsschema
- Kosten der eingesetzen Materialien und Dienstleistungen
+ Personalkosten (Handwerkerstunden x Stundenverrechnungssatz)
+ sonstige Kosten
= Nettokosten
+ Umsatzsteuer
= Bruttokosten
Beispiel für eine Auftragskalkulation
Kalkulation für die Errichtung einer Befestigungsmauer
|
Kostenposition |
Euro |
|
Baumaterialien (Beton, Eisenmatten, Verschalungen) |
5.000 |
+ |
Fremdbezug Baumaschinen |
500 |
+ |
Arbeitslohn 120 Stunden x Stundenverrechnungssatz 55 Euro |
6.600 |
= |
Nettopreis |
12.100 |
+ |
19 % Umsatzsteuer |
2.299 |
= |
Gesamtpreis |
14.399 |
Kalkulationsmerkmale
Die Kalkulation ist so zu berechnen, dass alle Kosten sowie ein Gewinnzuschlag berücksichtigt werden.
Jedoch können Sondersituationen auftreten, die eine gewisse Flexibiltät ermforderlich machen.
- Möchte der Betrieb möglichst viele Aufträge gewinnen, kann der Gewinnzuschlag niedriger ausfallen.
- In Zeiten, in denen handwerksbetriebe sich die Aufträge aussuchen können, können höhere Gewinnzuschläge einbezogen werden.
Die generelle Untergrenze für die Angebotsermittlung sollte die Kostendeckung sein.
Die Kalkulation bei Unternehmensneugründungen sowie jungen Unternehmen ist daher ein wichtiger Aspekt für den Unternehmenserfolg.
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