Finanzielle Restrukturierung: Unternehmenskrisen meistern

Vorliegen einer finanziellen Schieflage

 

Zu Beginn der Misere ist sie nicht erkennbar. Allerdings verschlechtern sich stetig wichtige Kennzahlen und die Bankschulden steigen. Kritisch wird es, wenn die Kreditgeber mit Mahnen und mit Kreditkündigungen drohen. Ein weiteres Indiz ist, wenn Lieferanten nur noch gegen Vorkasse liefern.

Wenn diese Faktoren vorliegen, sollte dringend eine finanzielle Restrukturierung erfolgen. Aber auch schon vor solchen existenzbedrohenden Krisen kann eine finanzielle Restrukturierung sinnvoll sein. In diesen Fällen geht es um eine Verbesserung der Finanzsituation.

 

Die Einschaltung eines externen Beraters dürfte sinnvoll sein, da das Vertrauen seitens der Gläubiger in den Unternehmer bzw. die Geschäftsführer oftmals nicht mehr mehr vorhanden ist.

 

 

Prozess der finanziellen Sanierung

 

Der Ablauf ist im Prinzip bei allen Fällen gleich, dennoch ist jeder Vorgang individuell zu betrachten. Er muss auf das jeweilige Unternehmen zugeschnitten sein. Das bedeutet, dass die Maßnahmen auf das zu sanierende Unternehmen individuell passen müssen.

 

Bestandsaufnahme

 

Zunächst einmal gilt es sich einen Überblick auf die gesamte Finanzsituation zu verschaffen. Wichtig ist hierbei, alle Verbindlichkeiten aufzulisten; dies sind Bankforderungen, Forderungen des Finanzamtes und Lieferantenforderungen und sonstige Verbindlichkeiten. Nur wenn eine ehrliche Bestandsaufnahme erfolgt, können erfolgreiche Maßnahmen eingeleitet werden. Bei dieser Bestandsaufnahme sind sowohl die absoluten Beträge als auch die monatlichen Rückzahlungsraten festzuhalten. Darüber hinaus muss eine Sortierung nach der Dringlichkeit der Rückzahlung durchgeführt werden.

 

Kontaktierung der Gläubiger

 

Der externe Berater nimmt Kontakt mit allen Gläubigern auf und teilt diesen seinen Auftrag zur Sanierung mit. Dies ist sehr wichtig, die Gläubiger sehen, dass die Finanzprobleme angepackt werden. Bei diesen Gesprächen erhält der Berater wichtige Kenntnisse über das Zahlungsverhalten des Unternehmens und die Entstehung der Finanzkrise. Sie schildern ihm ihre Sichtweisen. Vereinbart wird dann, dass ein Sanierungskonzept aufgestellt wird, und dies mit allen Gläubigern besprochen wird. Es dürfte nicht bei dem einen Gesprächstermin bleiben, vielmehr sind regelmäßige Rücksprachen erforderlich.

 

Betrachtung der Unternehmensentwicklung

 

Hierbei geht es darum, sich einen Überblick über das Unternehmen zu verschaffen. Ziel ist es, festzustellen wo die Gründe für diese Schieflage liegen können, z.B schlechte Verkaufspreiskalkulation etc.. Es geht auch darum sich einen Überblick über die Betriebsabläufe zu verschaffen. Wichtig ist es, sich ein Bild über die zukünftige Entwicklung zu machen. Die jetzigen Verbindlichkeiten müssen aus den zukünftigen Finanzmitteln getilgt werden. Verfügt das Unternehmen über keine zukunftsfähigen Produkte oder erzielt es keine Gewinne aus den Verkäufen oder Dienstleistungen hat es keine Zukunft.

 

Erarbeitung eines Sanierungskonzeptes

 

Hier beginnt die eigentliche Arbeit der Sanierung. Die Ziele des Sanierungskonzeptes sind wie folgt:

• Überprüfung ob Eigenmittel der Gesellschafter möglich sind
• Optimierung der bestehenden Schulden
• evtl. Umschuldung des Geschäftskontos
• zukünftige Liquiditätsplanung erstellen

Was sich so leicht anhört ist eine sehr schwierige Aufgabe. Jede Lösungsmöglichkeit muss auf Machbarkeit der zukünftigen Tilgung überprüft werden. Es darf auch nicht die Situation entstehen, dass kurz nach der Restrukturierung schon wieder Probleme bei der Finanzsituation auftreten.

Die finanzielle Gesundung sollte langfristig angelegt sein, eine kurzfristige Lösung kann zu einer Überforderung führen.

 

Ein besonderer Punkt bei dem Sanierungskonzept ist die Überprüfung der Betriebsorganisation. Es sollte geprüft werden, wie der Betriebsprozess optimiert werden kann. Sollte sich herausstellen, dass zuviel Personal beschäftigt ist, bleibt wohl nur eine Personalreduzierung. Aber auch andere Kosteneinsparungen sollten überprüft werden und Einsparungsmöglichkeiten erarbeitet werden.

 

Controlling während dem Sanierungsprozess

 

Mit der Umsetzung des Sanierungskonzeptes ist die Restrukturierung noch lange nicht abgeschlossen. Die Fortschritte sind regelmäßig zu überprüfen. Sollten Abweichungen von den Planwerten auftreten, müssen Nachjustierungen vorgenommen werden.

 

Finanzkommunikation mit Banken und Lieferanten

 

Damit die Sanierung gelingt, muss eine Finanzkommunikation aufgebaut und umgesetzt werden. Hierbei geht es darum, mit den Banken und den Lieferanten in regelmäßigem Kontakt zu stehen, und die Lage des Unternehmens zu besprechen. Insbesondere die Finanzkommunikation mit den Banken ist sehr wichtig. Wenn diese den Willen des Unternehmens zur Sanierung erkennen, können unvorhergesehens negative Ereignisse besser geregelt werden. Der große Vorteil der Finanzkommunikation besteht jedoch darin Vertrauen aufzubauen.

 

Finanzielle Restrukturierungen nicht nur in Krisenzeiten

 

Eine Überarbeitung der gesamten Finanzsituation ist immer sinnvoll. Meistens erfolgt sie jedoch nur in Krisenzeiten. Besonders effektiv ist sie in guten Zeiten des Unternehmens. Der Vorteil hierbei ist, dass das Unternehmen eine ganz andere Stellung gegenüber seinen Gläubigern hat. In Krisenzeiten ist es auf das Wohlwollen der Gläubiger angewiesen. In wirtschaftlich guten Zeiten müssen sich die Gläubiger den Wünschen des Unternehmens anpassen.  Für den Erfolg der Restrukturierung ist eine Neuordnung der Finanzen in solchen Phasen wesentlich erfolgreicher.